Erbsünde ist die christliche Lehre, dass Menschen von Geburt an eine verdorbene Natur und einen Hang zur Sünde erben.[1] Theologen haben diesen Zustand auf vielfältige Weise charakterisiert und ihn als etwas so Unbedeutendes wie einen geringfügigen Mangel oder eine Neigung zur Sünde, aber ohne Kollektivschuld, genannt „Sündennatur“, bis hin zu völliger Verderbtheit oder Schuldhaftigkeit betrachtet Schuld [2].
Die Lehre von der Erbsünde hat in der Bibel kaum eine Grundlage. Es begann im 3. Jahrhundert aufzutauchen, nahm seine endgültige Form jedoch erst in den Schriften von Augustinus von Hippo (354-430) an, der als erster Autor den Ausdruck „Erbsünde“ (lateinisch: original peccatum) verwendete[3 ][4]. Augustins Sicht der Erbsünde basierte auf einer falsch übersetzten Passage aus dem Brief des Apostels Paulus an die Römer, und Gelehrte haben darüber diskutiert, ob diese Passage Augustins Sicht stützte.[5][6]
Augustins Formulierung der Erbsünde wurde bei protestantischen Reformatoren wie Martin Luther und Johannes Calvin populär, die die Erbsünde mit Konkupiszenz (oder „verletzendem Verlangen“) gleichsetzten und behaupteten, dass sie auch nach der Taufe bestehen blieb und die Freiheit, Gutes zu tun, völlig zerstörte schlug vor, dass die Erbsünde mit Ausnahme der Sünde einen Verlust des freien Willens mit sich bringe.[7] Der moderne Augustiner-Calvinismus vertritt diese Ansicht. Auch die jansenistische Bewegung, die die katholische Kirche ab 1653 für ketzerisch erklärte, vertrat die Auffassung, dass die Erbsünde die Willensfreiheit zerstörte.[8] Die katholische Kirche stellt stattdessen fest, dass „die Taufe durch die Verleihung des Lebens mit der Gnade Christi die Erbsünde auslöscht und den Menschen zu Gott zurückführt, aber die Folgen für die geschwächte und zum Bösen neigende Natur bleiben im Menschen bestehen und rufen ihn zum spirituellen Kampf auf.“ [9].
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